Atya
Gabonensis
Zuchtbericht
Prolog:
Wir
haben uns damals das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Art atya
gabonensis
nachzuzüchten, um einen ersten Schritt zu wagen von den Wildfängen
wegzukommen. Die Erfahrung zeigte, dass man für die Zucht drei
Schwierigkeiten zu meistern hat:
- Ein Pärchen finden,
- Die lange Larvenphase,
- Das Umsetzen und Wachstum im Süßwasser.
Die Zucht ist mit einem gewissen
Arbeitsaufwand verbunden. Dies sollte aber niemanden davon abhalten
sich an die Zucht heran zu trauen!
Dieser Zuchtbericht soll als
„roter Faden“ dienen, da es für die Zucht kein Patentrezept
gibt. Alle hier genannten Marken wurden von uns verwendet, doch es
gibt sicherlich auch andere Marken die man verwenden kann und genauso
gut sind.
Ebenfalls zu erwähnen ist, dass
wir diesen Zuchtbericht in Kombination mit unserem Zuchtvideo
erstellen. Die Fülle von erlebten Details, die wir beobachten
konnten, würde den Zuchtbericht sprengen. Also, Video anschauen und
Entwicklung studieren.
Viel Spaß beim lesen und viel
Glück beim Züchten!
Zuchtvorbereitung:
Zu aller erst braucht man ein
Aquarium. In unserem Fall ist dies ein 60L Juwel-Becken. Ob es auch
eine Nummer kleiner taugt wird die Zukunft zeigen. Heizung,
Thermometer und Membranpumpe sind unabdingbar. Anders, als bei der
Zucht von caridina japonica, wird mittels Membranpumpe nicht nur
belüftet, sondern über einen Bodenfilter gefiltert. Ohne einen
Filter wird es kaum möglich sein, das Wassermilieu, über einen so
langen Zeitraum, stabil zu halten. Als Bodengrund wurde Kies von
Dennerle verwendet. Als Futter verwendet man am besten lebendes
Phytoplankton, Liquizell und später etwas gröberes, z.B.
Artemiaflüssigfutter von JBL. Meersalz, Reef Salt von Aqua Medic,
benötigt man zum Herstellen von Brackwasser, in unserem Falle lag
die Konzentration bei 28g/L, also knapp an der
Meerwasserkonzentration. Die Wasserwerte haben wir mit
Schnellteststäbchen von Oase wöchentlich getestet. Die Werte lagen
die ganze über konstant bei: PH 7,6 – 8,0, GH 21, KH 10 – 15,
NO2 0, NO3 0.
Das Brackwasserbecken sollte gut
vier Wochen einlaufen. Die Beleuchtungszeit beträgt 11 Stunden pro
Tag. In dieser Zeit können sich nützliche Bakterien und die ersten
Algen bilden.
Zucht:
Sind die Vorbereitungen soweit
abgeschlossen und das Zuchtbecken steht, kann es losgehen. Wir haben
die Larven aus dem Süßwasserbecken abgesaugt und ins
Brackwasserbecken überführt.
Sofort nach dem Umsetzen der
Larven kann mit dem Füttern angefangen werden. In den ersten drei
Wochen wird fast ausschließlich mit Phytoplankton gefüttert, 4 mal
täglich, Dosierung nach Gefühl. Am besten dosiert man das
Phytoplankton mit einer Pipette. Trotz der Menge an Phytoplankton
wurde unser Becken nie richtig grünlich-trüb.
Etwa in der vierten Woche können
die Larven schon kleine Futterpartikel festhalten. Kann man diese
Weiterentwicklung beobachten ist es an der Zeit das Futter anzupassen
und man kann zusätzlich gröberes Flüssigfutter verwenden.
In
der Zwischenzeit dürften sich reichlich Algen an den Gegenständen,
Scheiben und Bodengrund gebildet haben. Wenn man beobachten kann,
dass die Larven, die mittlerweile gewachsen sein sollten, den Boden
oder Gegenstände abgrasen, kann man anfangen, zusätzlich etwas
Staubfutter oder CyclopEeze hinzu zu füttern. Aber nur in geringen
Mengen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit,
kann man dann erkennen, dass die Larven einem Stadium entgegen gehen,
dem einer Garnele sehr ähnlich ist. Sie verändern ihre
senkrecht-schwebende Lage in eine waagerecht-schwimmende und
schießen, speziell nachts, durchs Becken. Tagsüber leben sie
versteckt, ganz wie die Eltern.
Da es keinerlei Erfahrungen
bezüglich dem Zeitpunkt des Umsetzens ins Süßwasser gab, hieß es
jetzt: Trial and Error. Dies wollen wir euch und erst recht den
Garnelen so gut es geht ersparen.
Wenn sie fast durchsichtig sind,
man die Innereien ( ein kleiner dunkler Fleck im Nacken ) erkennen
kann und sie wie Garnelen ( nicht abgehackt oder eingeschränkt )
schwimmen können, ist dies der Zeitpunkt des Umsetzens ins
Süßwasser. Wir haben es wie folgt gemacht:
Einen Behälter mit dem Wasser
aus dem Zuchtbecken in einer selbst Bestimmten Höhe füllen und
Garnelen einsetzen. Alle, z.B. 30 Minuten, mit Süßwasser aus dem
Bestimmungsbecken füllen, bis sich die doppelte Menge an Süßwasser,
im Vergleich zum Wasser aus dem Zuchtbecken, befindet.
Wer „auf Nummer sicher“
gehen will lässt den Behälter dann, belüftet, 24 Stunden stehen
und Untersucht wie sich die Garnelen verhalten. Sollten die Garnelen
diesen Prozess überstehen, sind sie bereit für das Umsetzen ins
Süßwasserbecken.
Nun gilt es nur noch die kleinen
Fächergarnelen im Süßwasser gut gefüttert zu bekommen. Auch in
diesem Punkt gibt es keine Erfahrungen. Wir haben hoch gewettet und
haben auf die Biologie eines eingefahrenen Beckens, mit seiner
Mikroflora,- und Fauna, gesetzt. Die Wette scheint gewonnen, da der
Nachwuchs, zum jetzigen Zeitpunkt, eine Größe von 1,5 cm erreicht
hat. Gefüttert wurden nur die Elterntiere und wenn der Nachwuchs
dieses Futter gefressen hat, dann sekundär. Die Filterung erfolgte
bei uns mit einem JBL CristalProfi i200. Die kleinen Garnelen drangen
zwar in ihn hinein, wurden aber nicht verletzt oder getötet. Das
Problem bei diesem Filter ist der Zwischenraum zwischen Scheibe und
Filter. Dieser ist so groß, dass der Nachwuchs dazwischen passt,
aber zu klein um wieder herauszukommen. An diesem Umstand sind uns
einige Verendet und wir können diesen Filter daher, für diesen
Zweck, nicht empfehlen.
Nachwort:
Entgegen, der im Internet
kursierenden Meinung, das das Entwicklungsstadium von atya gabonensis
4 Wochen dauert, können wir sagen das dies nicht der Realität
entsprechen kann. Die Entwicklung von Larve zur Garnele dauerte bei
uns 3,5 – 4 Monate, also gut 120 Tage.
Vor einiger Zeit haben wir
erfahren, dass keine großen Atya gabonensis mehr in den Import
kommen. Nicht weil es so gewollt ist, sondern weil es einfach keine
mehr gibt! Ob das so stimmt, sei dahin gestellt. Der Blick zu den
Einzelhändlern gab uns dann aber die befürchtete Bestätigung. Nur
noch kleine bis mittelgroße Tiere.
Auch die Umweltzerstörung fordert seinen Tribut. So bedeuten Ölverpestungen, z.B. im Nigerdelta, oder der Bau von Staudämmen ein hohes Risiko für larvale Entwicklung und Migration der Jungtiere.
Wenn diese Entwicklung so
weitergehen sollte, kann man sich ausmachen wie das Enden wird.
Unsere Intention war und ist es,
einen kleinen Schritt beizutragen um von den Wildfängen wegzukommen
damit diese Art weiterhin in ihrem Lebensraum bestehen kann.
Nun kommt es auf uns alle an und
wir wüschen allen viel Erfolg bei der Zucht.
S&M-GOE
Gerade dort, wo es Öl gibt, schalten sie den Verstand einfach ganz aus. Oder wo richtig viel Geld sitzt. Da denken die auf Zeitspannen von 10 Jahren. Aber auch ansonsten sollte man nicht die Wildbestände überfordern und gerade habe ich noch einen Beitrag gesehen, wo sich jemand über Importe Würmer einschleppte, die dann ihn befallen haben. Da können Nachzuchten auch aus dem Aspekt sicherer sein.
AntwortenLöschenHallo Rudi,
Löschenda hast du vollkommen Recht!
Wie sich das Ganze dann konkret äußert, kann man auf der Website des United Nations
Environment Programme (UNEP) nachlesen:
http://www.unep.org/disastersandconflicts/CountryOperations/Nigeria/EnvironmentalAssessmentofOgonilandreport/tabid/54419/Default.aspx
Wer nicht so viel lesen möchte, der kann hier einen visuellen Überblick über die Situation im Niger Delta, also der Kinderstube unserer Atya gabonensis, verschaffen:
https://www.flickr.com/photos/unep_dc/sets/72157633111528564