Da immer wieder grundlegende Fragen zur Haltung von Fächergarnelen aufkommen, haben wir mal die wichtigsten Informationen zusammengetragen und in ein "ABC" komprimiert.
Das
Fächergarnelen ABC
Wir schreiben dieses Fächergarnelen ABC, um allen
Neueinsteigern einen Einstieg in die Haltung der Fächergarnelen zu
ermöglichen. Entgegen der allgemeinen Ansicht im Zoofachhandel, sind
wir der Ansicht, dass Fächergarnelen in keinster Weise für Anfänger
geeignet sind, denn sie sind durch ihre Art der Nahrungsaufnahme und
ihren Körperbau hochspeziell an ihre Natur angepasst. Dies gilt es
im Aquarium nachzuahmen.
Wer seinen Tieren also eine natur,- und artgerechte
Haltung ermöglichen möchte, der sollte sich die folgenden Punkte zu
Herzen nehmen, auch wenn sie etwas umfangreicher sind und mehr Arbeit
erfordern als die „normale“ Garnelenhaltung.
1.
Fächergarnelen benötigen eine starke Strömung!
In der Natur kommen Fächergarnelen in Gebieten vor, in
denen Strömungsgeschwindigkeiten von bis zu 3 Meter pro Sekunde ( 3
m/s ) herrschen. Um sich vorzustellen wie stark eine solche Strömung
ist, sollte man sich vor Augen halten, dass diese Geschwindigkeit
lose Gegenstände von 15kg bewegen kann! Wenn wir hier von Strömung
reden, meinen wir daher nicht einen Filterauslass, sondern wir reden
hier von Strömungspumpen. Diese wurden eigentlich für den
Meerwasserbereich entwickelt und haben den Vorteil, dass sie das
Wasser ungefiltert umwälzen und zielgerichtet ausströmen. Es gibt
sie in verschiedensten Größen und Pumpstärken. Sie sollten in
ihrer Stärke der Aquariengröße angepasst werden.
Am liebsten sitzen Fächergarnelen versteckt in der
Strömung ( Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel ). Deshalb
sollte man die Strömung, mit einigem Abstand, auf ihre Verstecke,
wie z.B, Kokosnusshöhlen, Steinaufbauten oder gut verzweigte
Wurzeln, ausrichten. So können die Garnelen aus ihrem Versteck
herausfächern. Um die Strömung nicht zu brechen, sollte man darauf
achten, dass keine Gegenstände und / oder Pflanzen sich im Bereich
der Strömung befinden.
2.
Fächergarnelen
benötigen sauberes Wasser!
Ziel ist es, den stetigen Wasserfluss in der Natur, mit
seiner reinigenden Funktion, zu imitieren. Das heißt, vermehrter
Wasserwechsel ist Pflicht! Es stellt eine große Herausforderung dar,
das Wasser stetig mit vielen Futterpartikeln zu versehen, aber
gleichzeitig das Wasser nicht zu belasten. Wir verwenden starke
Filter in Kombination mit den o.g. Strömungspumpen. Der Filter kann
während der Fütterung ausgeschaltet werden, ist aber kein Muss.
Bewährt hat sich bei uns, je nach Besatz und Fütterung, ein
täglicher Wasserwechsel von 10% und zusätzlich dazu, zwei mal in
der Woche, einen größeren Wasserwechsel von 50% durchzuführen.
Mulm absaugen nicht vergessen!
Gerne können Zwerggarnelen zu den Fächergarnelen
gesellt werden. Diese übernehmen dann die Verwertung der
Futterreste.
Wir möchten Anmerken, dass es noch andere Erfahrungen
gibt. Uns ist bekannt, dass Fächergarnelen auch erfolgreich in
sogenanntem Altwasser gehalten werden können. Allerdings ist dafür
viel Erfahrung nötig und wir empfehlen diese Haltung wirklich nur
sehr erfahrenen Haltern.
3.
Fächergarnelen benötigen sauerstoffreiches Wasser!
In den strömungsreichen Flüssen in denen
Fächergarnelen leben, herrscht, bedingt durch die starke Strömung
und ihren Verwirbelungen, ein hoher Sauerstoffgehalt im Wasser.
In einem Aquarium kann man dies durch eine starke
Oberflächenbewegung erreichen. Dazu empfehlen wir den Einsatz eines
Oxydators. Ein Sauerstoffgehalt von mindestens 8,0 mg/l im Wasser
sollte angepeilt werden!
Diese
drei Punkte sollten grundsätzlich beachtet werden und als
Grundvoraussetzungen angesehen werden!
4.
Nahrungsaufnahme
Fächergarnelen besitzen, im Gegensatz zu anderen
Garnelen, an ihren Scherenfingern groß ausgebildete Borsten, den
Fächern. Mit diesen Fächern filtrieren sie zur Nahrungsaufnahme
Partikel aus dem Wasser.
Es gibt verschieden Arten des Fächerns:
- Das passive Fächern:
Beim passiven Fächern sitzen die Garnelen mit
geöffneten Fächern in der Strömung und filtrieren vorbeitreibende
Partikel heraus. Dies sollte der Normalzustand der Nahrungsaufnahme
von Fächergarnelen sein. Alles was in die Fächer treibt wird
gefressen, vom Staubfutter bis zum Hundehaar. Also aufpassen was man
alles so unfreiwillig mit in das Aquarium bringt.
- Das aktive Fächern:
Beim aktiven Fächern bewegen die Garnelen ihre Ärmchen
mit geöffneten Fächern auf und ab, um selbst ( aktiv ) Partikel aus
dem Wasser zu filtrieren. Meist ist dies ein Indiz für eine nicht
ausreichende Strömung oder zu wenig Versteckmöglichkeiten in der
Strömung.
- Das Abstreifen von Bodengrund und Gegenständen:
Wissenschaftliche
Berichte und unsere Beobachtungen kommen überein, dass ein
gelegentliches Abstreifen von Gegenständen und dem Bodengrund
durchaus normal ist. Allerdings
darf dieser Zustand nicht über Tage hinweg anhalten!
Dann ist dies ein sicheres Indiz für zu wenig Futter und Strömung
im Aquarium!
5.
Fütterung
Wissenschaftliche Aufzeichnungen, die über den
Mageninhalt von wildlebenden Atya gabonensis ( Blaue
Monsterfächergarnele ) Aufschluss geben, zeigen, dass Algen und
Detrius als Hauptnahrungsquelle dienen. Daran sollte man sich bei der
Auswahl des Futters orientieren. Es gibt fertige Mischungen, speziell
für Fächergarnelen, im Handel zu kaufen oder man mischt sich aus
selbst zusammengestellten Komponenten sein eigenes Futter zusammen.
Das Futter von Fächergarnelen sollte immer fein
gemahlen oder gemörsert werden. Man kann dieses Staubfutter direkt
auf die Oberfläche in die Strömung geben. Besser ist es ( Und wir
empfehlen es ) die Fächergarnelen gezielt zu füttern.
Es haben sich verschiedene Methoden durchgesetzt. Einige
benutzen größere Kunststoffpipetten, andere eine Spritze um das
Futter direkt in die Fächer der Garnelen zu geben. Wir benutzen eine
Spritze ( Bekommt man für ein paar Cent in der Apotheke inklusive
fragende Blicke des Apothekenpersonals :-) ), an dem ein dünner
Kunstoffschlauch ( z.B von einer Membranpumpe ) angebracht ist. Man
kann nun das Staubfutter in einem kleinen Schnapsglas z.B. mit dem
Aquarienwasser mischen und mit der Spritze aufziehen. Danach kann die
liquide Futtermischung mit dem Schlauch bequem und direkt in die
Fächer gegeben werden. Darauf ist zu achten, dass man das Futter
nicht zu stark in die Fächer spritzt, denn dann erschrecken sich die
Fächergarnelen und ziehen ihre Fächer zusammen. Mit dieser Methode
füttern wir unsere Fächergarnelen tagsüber 2x täglich. Nachts
streuen wir das Futter lediglich 1x auf die Wasseroberfläche.
Über die Dosierung können wir keine genauen Angaben
machen, sie erfolgt nach Gefühl und Erfahrung. Zum Anfang lieber ein
bisschen weniger füttern. Es wird sich schnell das Gefühl zeigen
wie viel Futter ausreichend ist.
6.
Einrichtung
Beim Bodengrund sollte man sich wieder an der Natur
orientieren. Sehr oft wird berichtet, dass Fächergarnelen in Flüssen
mit steinigem Untergrund gefunden wurden. Deshalb sollte man gröbere
Kieselsteine als Bodengrund wählen. Dies hat den Vorteil das der
Kies durch die Strömung nicht weggespült wird und die
Fächergarnelen sicheren halt in der Strömung haben.
Versteckmöglichkeiten bieten man den Fächergarnelen am
besten mit gut verzweigten Wurzeln, Steinaufbauten oder
Kokosnusshöhlen. Selbstverständlich nehmen sie auch andere Arten
von Versteckmöglichkeiten an, der Phantasie sind hier keine Grenzen
gesetzt.
Bei der Bepflanzung sollte man auf kleine Pflanzen
zurückgreifen, um die Strömung nicht zu brechen. Am besten ist es
aber in der Strömungszone keine Pflanzen einzusetzen. Ist das Becken
groß genug und man hat in einer strömungsberuhigten Zone noch
Platz, dann kann man dort gerne Pflanzen einsetzen.
7.
Vergesellschaftung
Fächergarnelen sollten grundsätzlich in einem
Artenbecken gehalten werden. Eine Vergesellschaftung mit
Zwerggarnelen oder kleineren Schnecken ist jedoch möglich. Bitte
nicht zusammen mit Fischen, Krebsen, Krabben und / oder
Großarmgarnelen halten. Fische können den Fächergarnelen das
Futter aus den Fächern zupfen, was der Fächergarnele Stress
bereitet und die Fächer zerstören kann. Krebse oder Großarmgarnelen
können einer Fächergarnele in der Häutungsphase sogar gefährlich
werden, da das Tier dann meist wehrlos ist.
8.
Probleme
In
diesem Punkt möchten wir speziell auf die Art Atya
gabonensis
( Blaue Monsterfächergarnele, Gabun Riesenfächergarnele ) eingehen,
da bei dieser Art die meisten Probleme auftreten.
Oft
wird berichtet, dass diese Art nach der Häutung weißlich verfärbt
ist, plötzlich das Fächern einstellt, sich rötlich-orange verfärbt
oder apathisch ist und stirbt. Uns selbst sind diese Symptome
bekannt. Als blutiger Anfänger starben uns damals auch die Tiere weg
und wir möchten anderen helfen mit dieser Problematik umzugehen.
Ein erstes Alarmzeichen ist die weißliche Verfärbung
nach der Häutung. Dies kann auf einen Nahrungsmangel hinweisen.
Welchen genau, ist bis heute unbekannt. Bei uns schafft eine
regelmäßige und abwechslungsreiche Fütterung Abhilfe. Die
Normalfärbung einer Atya gabonensis nach der Häutung ist eine
helles bis dunkles blau.
Ein
plötzliches Einstellen der Nahrungsaufnahme kann zweierlei bedeuten.
Entweder steht eine Häutung bevor oder schlimmer, die Garnele ist
krank. Leider lässt sich dies meistens erst nach der Häutung sagen.
Stellt Stellt die Garnele also das Fächern ein, wirkt apathisch und
nimmt nach der Häutung ab ( Sie wird merklich dünner ) ist
vorsichtig geboten. Verfärbt sich die Garnele dazu noch
rötlich-orange, kann man sich sicher sein das die Garnele erkrankt
ist. Jetzt hilft nur noch ein täglicher Wasserwechsel von 80% bis
zur nächsten Häutung. Wenn die Garnele das Fächern wieder aufnimmt
sollte man sofort gezielt zufüttern. Mit dieser Methode haben wie es
geschafft eine unserer Atya gabonensis zu retten. Diese hat uns dann
später auch Nachwuchs geschenkt :-)
Merke: Solange die Garnele fächert, also Nahrung
aufnimmt, ist sie zu retten! Es obliegt dann dem Menschen ihr zu
helfen.
S&M-GOE